Noch eine Erläuterung zu meiner Karikatur vom 27.04. (eigentlich peinlich, wenn man seine eigene Karikatur erklären muss) und zum entstandenen Wirbel nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen:
Wie manche wissen, bin ich als Besitzer eines niederländischen Passes hierzulande nicht wahlberechtigt, daher ist meine Meinung zu den Kandidaten und meine persönliche Präferenz ziemlich irrelevant. Dennoch gab es zwei Phänomene, die mir aufgefallen sind und auch gestört haben.

Zum Einen natürlich das Wahlergebnis: dass Hofer Chancen auf die zweite Runde hatte, konnte man durchaus erahnen. Dass der Zähler dann schlussendlich bei 35,1% stecken blieb war allerdings überraschend, für einige sicherlich auch ein Schock. Ex-Marlboro-Großverraucher van der Bellen (ja, ich schreib den Namen so) mit 21% ist für einen Grünen sehr respektabel und die 19% für Frau Griss sind, gesehen der Umstände, geradezu sensationell. Und die jeweils 11% für Dackelblick Hundstorfer und Gollum Kohl sprechen für sich. Ach ja, Richie NichtMehrGanzSoRich mit 2% nicht zu vergessen. Die darauf folgenden Seitenhiebe auf die politischen Kommentatoren der Presse („Verlegenheitskandidat Hofer“) sind berechtigt, die auf die Umfrage-Institute allerdings nicht. Hier kommt nämlich ein Phänomen zum Tragen, dass bei FPÖ-Wahlerfolgen öfters auftritt. Ich nenne es mal das „Bordell-Phänomen“: kein Mann würde je zugeben, dass er sich der käuflichen Liebe bedient, allerdings wird auch niemand abstreiten, dass die Prostitution ein einträgliches Geschäft ist, die Zahlen sprechen für sich. Ähnlich verhält es sich bei den Umfragen für die BP-Wahl. Der Befragte (m/w) möchte in einer Interview-Situation besonders weltoffen, tolerant und „gut“ rüber kommen und wird daher nicht zugeben für den FP-Kandidaten zu votieren. In der Wahlzelle kommt allerdings die wahre Präferenz zu Tage.

Dann der Nachhall, vor allem in den Social Media. Nur wenige, die mittels Likes ihrem Gefallen an Hofer und der FP demonstrieren. Dafür wurde von Seiten der „moralisch Erhabenen“ viel Dampf abgelassen. Von ungebildeten Wählern, denen man das Wahlrecht entziehen sollte über „wie kann man nur so dumm sein“ bis zu „36% Nazis“ und „in 1938 wurde auch so eindeutig abgestimmt“ war dort zu lesen. Nun mal sachte und steigts vom euren hohen Ross. Um 36% als dumm und rechtsradikal zu bezeichnen greift natürlich viel zu kurz. Natürlich war diese erste Runde eine Protestwahl. Um Inhalte ging es ja nicht (ich konnte zumindest keine erkennen), zudem ist der Posten des Bundespräsidenten „nur“ ein repräsentativer. Und viele sehen eben in der FP die einzige Alternative zum zubetonierten SPÖVP-System, wo mittlerweile die Grünen auch als Teil dessen betrachtet wird.

Ist eben die Demokratie, die Mehrheit entscheidet. Das Prinzip ist zwar nicht perfekt, aber nun mal das Beste, das wir haben. Daher auch meine Abwandlung des alten Fishermen’s Friend-Slogans „sind Sie zu stark, bist du zu schwach“: wenn das Ergebnis nicht gefällt, mach’s besser! Dass ein beträchtlicher Teil der Wähler von allen Parteien ausgerechnet die FP als beste Alternative sieht, demonstriert den festgefahrenen und von den ehemals Volks-Parteien herbei geführten Zustand sowie die Schwäche der anderen Alternativen. Daher: ändere es! Übe Druck aus auf die Parteien und so genannten Volksvertreter, nimm Einfluss auf die Gestaltung von Programmen, lass deine Stimme hören! Und vor allem: geh wählen – es ist in unserer Demokratie, in der nur selten nach unserer Meinung gefragt wird, eine rare Möglichkeit Einfluss zu nehmen.

Persönlich halte ich nichts vom FP-Kandidaten Hofer, und zwar aus zwei Gründen. Einerseits das bedenkliche Geschichtsverständnis der Partei, um es mal höflich auszudrücken. Andererseits, und für mich noch schwerwiegender, sollte man dieser Partei keine Posten anvertrauen, die höher sind als ein Bürgermeister. Das letzte Mal, dass die FP (auch mit anderem Label) in der Verantwortung waren, haben sie es geschafft, ein ganzes Bundesland in den Ruin zu treiben. Man beachte daher auch den sinkenden Fischkutter im Logo.

Noch was Profanes: ich würde mir vdB als nächsten Bundespräse wünschen. Der Hofer hat nämlich ein „Null-Gesicht“, mit dem kann ich als Zeichner nix anfangen…