… im Gegensatz zu Boris Johnson. Oder Cameron.

Gestern verkündete EU-Politiker und prominentes Gesicht der #Brexit-Kampagne Nigel Farage seinen direkten Rückzug als Chef der EU-kritischen UKIP. Und das zur Überraschung vieler. Sofort meldeten sich viele „Remainer“ zu Wort um mit dem Zeigefinger zu fuchteln unter dem Motto „Seht her, die Ratten verlassen das sinkende Schiff!“.

Farage begründete seinen Abgang damit, dass er sein Ziel erreicht habe, und das sei eben der Brexit. „I did my part“ – mehr konnte er nicht bewirken. Vielen bezeichnen, implizit und explizit, seinen Schritt als feige. Aber er hat Recht: in seiner derzeitigen Position kann er jetzt, nach dem Referendum, nichts mehr ausrichten. Dazu ein paar Fakten:

Bei den Wahlen zum britischen Unterhaus im letzten Jahr war UKIP mit 12,6% zwar der große Gewinner, ist aber aufgrund eines undurchsichtigen Wahlsystems mit nur einem(!) Mandat vertreten. Zum Vergleich: die regierenden Konservativen verfügen über 330 Mandate und Labour als größte Oppositionspartei hat 232 von insgesamt 645 Sitze. Im Brüsseler EU-Parlament ein ähnliches Bild: von den insgesamt 701 Mandaten ist die EFDD-Fraktion (EU-Kritiker und Populisten, von der UKIP ein Teil ausmacht) mit lediglich 48 Sitze vertreten.

Kurz gesagt: Farage hat schlicht und ergreifend keine ausführende Macht, weder in London und schon gar nicht in Brüssel. Die liegt auf Seiten der Briten bei den regierenden Tories. Sie müssen jetzt den Antrag nach Artikel 50 einreichen und die Austrittsverhandlungen mit der EU (wo das Parlament wohl wenig zu melden hat, das obliegt der ungewählten Kommision) führen. Sie stehen jetzt in der Verantwortung. Farages einzige Möglichkeit, sein Ziel zu erreichen, lag darin die Brexit-Kampagne voran zu treiben. Und darin war er – aus seiner Sicht – erfolgreich.

Der schwarze Peter geht aber an Cameron und vor allem Johnson. Der bisherige Premierminister hat das Referendum herauf beschworen, wechselte aber zum Remain-Standpunkt. Er scheiterte und trat, nachvollziehbarerweise, zurück. Die wirklich „feige Sau“ ist aber Boris Johnson: Londons Ex-Bürgi, Camerons parteiinterner Widersacher, Brexiter und nach dem Rücktritt Camerons von vielen als logischer Nachfolger gehandelt.

Wer stiehlt sich hier eigentlich aus der Verantwortung?